Studienbesuch Nordhessen: Eine ausführliche Diskussion 

Im Rahmen des Interreg Europe-Projekts SCALE UP fand am 9. September 2020 unser Studienbesuch in Nordhessen als Videokonferenz mit 67 Teilnehmern statt. Ziel des Studienbesuchs war es, die Situation für KMU in der Region Nordhessen sowie die drei ausgewählten Best Practices der Region vorzustellen. Basierend auf einer SWOT-Analyse von Svea Gockel wurden die Teilnehmer über die aktuelle Situation in Nordhessen und über die drei identifizierten Best Practices informiert: das MoWiN Innovation Lab, die Scale-Up-Initiative von EEN Hessen und die Innovationsberatung des IHK Hessen.

Dr. Astrid Szogs und Stefan Rötzel (Science Park Kassel) berichteten über ihre ersten Erfahrungen mit dem MoWiN Innovation Lab, das regionale Innovationen fördern und gleichzeitig eine Vernetzung ermöglichen soll. Benjamin Federmann (doks. Innovation) und Sven Rath (Faubel) präsentierten ihre Innovationen zum Thema Logisitik vor, die aus dem Innovation Lab hervorgegangen sind. doks. Innovation zielt darauf ab, die Intralogistik durch die Verwendung optischer Sensordaten zu revolutionieren. Faubel-Logistics versucht, mit einem neuartigen, wiederverwendbaren und vielseitigen Etikett von der Gesundheitsbranche in die Logistikbranche vorzudringen. Es wurden Fragen zu IP-Themen, der Vermarktung und dem Budget des MoWiN Innovation Lab gestellt. Stefan Rötzel erwähnte, dass IP-Probleme durch die Unterzeichnung eines NDA-Dokuments gesichert werden. Eine weitere Frage war, wie man die Information erhält, dass es ein solches Angebot wie das Innovation Lab gibt, und wie man teilnehmen kann. Dr. Astrid Szogs erklärte, dass das Marketing hauptsächlich über die Cluster des Regionalmanagement Nordhessen funktioniert und dass sie darüber hinaus die Unternehmen fragen, ob sie etwas Neues im Format zu besprechen haben.

Die Scale-up-Initiative von EEN Hessen wurde von Olaf Jüptner (HTAI) vorgestellt. Nach ihrer Definition sind Scale-Ups schnellwachsende, meist junge Unternehmen. Sie zeichnen sich unter anderem durch ein ehrgeiziges, aber realistisches Geschäftsmodell aus, und weisen bereits erste nennenswerte Umsätze und spezifische Bedürfnisse aufw. Das Enterprise Europe Network Hessen und seine Partner unterstützen Scale-Ups dabei, ihr schnelles Wachstum erfolgreich fortzusetzen. Als erfolgreiches Beispiel erklärte Joe Menninger, wie Startuprad.io relativ unbekannte Start-ups aus dem deutschsprachigen Raum weltweit bekannt macht. In der folgenden Diskussion wurde u.a. die Frage gestellt: „Wie helfen Sie Scale-ups, um die richtige Finanzierung zu finden? Unterstützen Sie das Ausfüllen der Anträge?“ Olaf Jüptner antwortete: “Wir schreiben den Antrag nicht, geben aber gerne Feedback, um ihn zu verbessern.“ 

Michael Dietzsch (IHK Kassel-Marburg) berichtete über die Innovationsberatung der IHK Hessen. Dieses Geschäftsmodell war den Teilnehmern aus den anderen Regionen weitgehend unbekannt. Herr Dietzsch erläuterte ausführlich den Tätigkeitsbereich der IHK im Zusammenhang mit Beratungstätigkeiten für junge, innovative Unternehmen. Die Fragen richteten sich hauptsächlich an Themen wie „Wie funktioniert das IHK-System?“ und "Haben Sie eine Zusammenarbeit in der Region?". Michael Dietzsch erwähnte, dass eine enge Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern und relevanten Institutionen obligatorisch ist. Andernfalls geht die Absicht, den Wohlstand der regionalen Wirtschaft zu fördern, mit einer Verschwendung von Ressourcen einher.

Solange ein deutsches Unternehmen gesetzlich Mitglied einer Kammer (hier Handels- und Industriekammer) ist, muss es einen jährlichen Mitgliedsbeitrag zahlen, wobei ungefähr die Hälfte der Unternehmen aufgrund ihrer kleinen Größe keinen Beitrag zahlen. Die meisten anderen zahlen einen jährlichen Grundbetrag von 40 €. Größere Unternehmen zahlen zusätzlich 0,19% ihres Jahresgewinns. Alle diese Unternehmen zahlen kleine Beträge, aber wenn sie Fragen haben oder Hilfe benötigen, ist dies kostenlos. Dies liegt daran, dass die Ressourcen bereits bezahlt sind, ähnlich wie bei einer Versicherungsgesellschaft, jedoch ohne wirtschaftliches Interesse. Zu den Aufgaben der öffentlichen Verwaltung, wie die Organisation der betrieblichen Schulung und die Durchführung der entsprechenden Tests oder die Ausstellung von Ursprungszeugnissen, gehören zusätzliche Dienstleistungen für Mitgliedsunternehmen. Bei der Innovationsberatung handelt es sich um Finanzierung, Produktsicherheit und IPR-Beratung.

Insgesamt erhielt der Studienbesuch Nordhessen von den Teilnehmern und Gästen sehr gute Rückmeldungen und stellt somit einen erfolgreichen Auftakt für die folgenden Studienbesuche in den anderen Partnerregionen dar.